Rezensionen


Presseschau
Rezensionen von Lesern
Pepe Egger, freier Journalist und Reporter, u. a. für "der Freitag"
16. Januar 2022

Warum sägen wir als Menschheit kollektiv an dem Ast, auf dem wir selber sitzen?

„Ende offen“ ist ein ambitioniertes und zum Nachdenken anregendes Buchprojekt, das die großen Fragen unserer Zeit aufzugreifen und zu beantworten versucht.

[...]

Der Autor […] beleuchtet kursorisch die Entwicklung des Menschen bis hin zur Spätmoderne, und hier vor allem zu den Widersinnigkeiten und Abgründen der gegenwärtigen globalisierten, kapitalistischen Ökonomie, die auf Wettbewerb, auf Profitstreben, auf der Jagd nach Reichtum aufbaut und dabei aus den Augen verliert, dass sie darin versagt, für möglichst viele ein ausreichendes Maß an Wohlstand zu erzeugen, ganz zu schweigen davon, dass sie eben nicht die materiellen Grundlagen für ein gutes Leben bietet, sondern oft ein solches verunmöglicht.

Das Buch berührt und diskutiert eine breite Palette an Themen, an gesellschaftlichen Bereichen und wissenschaftlichen Herangehensweisen. [...]

An mehreren Stellen greift der Autor auf die Steinzeit zurück, auf die Ausstattung des Menschen, und darauf, wie die Menschen im Neolithikum lebten. Hier vermischt sich manchmal Mutmaßung und Wissenschaft davon, wie es sich anfühlte, ein Steinzeitmensch zu sein; manchmal scheinen auch die wissenschaftlichen Quellen über die Jäger-und Sammlerzeit, auf die sich der Autor bezieht, nicht auf dem neuesten Stand zu sein, was es erschwert, sich darauf und auf die daraus gezogenen Schlüsse einzulassen.

An einer Stelle etwa (S. 14) heißt es: „Das ist vollkommen natürlich, denn im Leben im Urzustand hatte es keinen Sinn, sich Sorgen um die Zeit nach dem eigenen Tod zu machen.“ […] Wenn man aber „Urzustand“ mit „Prähistorie“ ersetzt, dann ist es wohl ebenso wahrscheinlich, dass die Menschen damals sich große Sorgen über die Zeit nach ihrem Tod machten, wie das Gegenteil: Wir wissen es schlichtweg nicht.

[...]

Besonders interessant und überzeugend sind aber jene Passagen im Buch, in denen der Autor aus seiner eigenen Erfahrung schöpft und seine besondere Expertise zum Einsatz bringt, also aus dem Innenleben der industriellen Welt schreibt, der Konkurrenz der Unternehmen und ihrer manchmal kontraproduktiven Folgen für den Einzelnen und das Ganze. Zugleich scheint auch hier manche Schlussfolgerung etwas zu leichthin getroffen; viele werden etwa den Weg zum Vollgeld (S. 70) nicht so leicht mitgehen wollen, wie der Autor ihn vorzeichnet.

Die Hauptschwierigkeit, die bei der Lektüre dieses Buches auftritt, rührt aus dem „Idealismus“ des Autors her: Obwohl auch dieser zuallererst zum Nachdenken anregt, wenn an den Gedankenwegen des Autors eigene anknüpfen oder sich Widerspruch regt. Aber im Schlussteil des Buches scheint die Antwort auf die drängenden Probleme und Fragen unserer Zeit darin zu liegen, dass wir unser Bewusstsein verändern: dass wir „über die Förderung von Reifung und Bildung schnelleren Fortschritt erreichen“. Das ist gewiss richtig, aber reicht es denn auch aus? Ist es nicht so, dass hier vom Weg eines Individuums auf den Weg einer ganzen Gesellschaft, ja der Menschheit geschlossen wird? Und würde sich die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft und Wirtschaft funktioniert – das heißt: der Kapitalismus – wirklich verändern, wenn genug Menschen individuell „reifen“ und sich bilden? Selbst wenn der Weg zur Veränderung beim Individuum ansetzt, dann kommt hier zu kurz, wie sich diese Veränderung durch kollektives und politisches Handeln erreichen, ja durchsetzen ließe.



Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker
28. Januar 2021

Sehr geehrter Herr Strauß,

vor langer Zeit haben Sie mir Ihr Buch „Ende offen“ geschickt. Das Buch gehörte zu dem Durchschnittswert von zwei Kilo Büchern, die ich wöchentlich unverlangt zugeschickt bekomme. Ich bin physisch außerstande, alles zu lesen, was man mir anbietet.

Immerhin habe ich heute eine Stunde damit verbracht, Ihr Buch wenigstens teilweise zu lesen. Ich bin beeindruckt. Schon dass Sie mit den Steinzeitmenschen beginnen, ist ungewöhnlich, aber kreativ. Und dann in späteren Kapiteln gehen Sie auf die meisten der vieldiskutierten Themen ein, von denen „alle Welt“ redet: Aggressivität und Liebesfähigkeit, Gewalt im Kleinen und im Großen, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit usw. Und dann das große Kapitel über den Zustand der Welt 2020, mit Recht beginnend mit Ressourcenabbau und Umweltzerstörung. Auch die Finanzmärkte und der Neoliberalismus bekommen ihr Fett ab – völlig zu Recht!

Gut finde ich auch Ihr viertes Kapitel über die heikle Frage, wie es weitergehen soll. Es freut mich, dass Sie Christian Felber, Erich Fromm, Jesper Juul […] und Thomas Piketty vielfach erwähnen und schließlich in den Literaturempfehlungen ausdrücklich nennen.

Ich wünsche dem Buch breite Verbreitung. Für Journalisten, Ökonomen, Politiker, die junge Generation kann es überaus nützlich sein, sich voll in Ihre gute Gedankenwelt einzuarbeiten.

Mit allen guten Wünschen, dankbar

Ihr

Ernst Weizsäcker



Paul Hübscher auf litteratur.ch
21. Januar 2023

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Sofern sie nicht von ausgewiesenen Fachleuten stammen, stehe ich, ehrlich gesagt, solchen Büchern wie dem hier recht skeptisch gegenüber. Hauptsächlich stützt sich der Autor im Folgenden dann auf Erkenntnisse der (Paläo-)Anthropologie, der Ökonomie und der Evolutionstheorie. Ein Rundumschlag, der – betrachtet man den Umstand, dass er von Haus aus Motorenentwickler ist oder war – eigentlich fast nur in einem Fehlschlag enden kann. Dachte ich.
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Fabian Lenné
04. Oktober 2020

Peter Strauß hat in seinem Buch eine fast schon übergroße Fülle an Entwicklungsgeschichte der Menschheit zusammen getragen. Nicht nur viel, sondern auch gründlich recherchiert und spannend aufbereitet. Er flicht all diese Informationen gut zusammen und zeigt in seinen Schlussfolgerungen einen – vielleicht doch gangbaren – Weg in die Zukunft. Andere Autoren, wie Harald Welzer, Maja Göpel oder Rutger Bregman - alles anerkannte Wissenschaftler - gehen mit einer ähnlichen Gründlichkeit zu Werke, schwächeln aber im Verhältnis zu Peter Strauss in ihren Schlussfolgerungen. Ein Buch für alle die nicht nur wissen wollen wie es ist, sondern auch wie es mit der Menschheit gut weitergehen kann. Fast schon was für Kulturoptimisten.



Martin Bering
08. Mai 2020

Ich sollte vorausschicken, dass ich das vorliegende Buch lektoriert habe. Gut, ich mag damit voreingenommen sein, doch darf ich für mich reklamieren, mit dem Inhalt bestens vertraut zu sein.

Peter Strauß liefert in seinem fünfhundert Seiten starken Erstling eine Bestandsaufnahme der Probleme unserer heutigen Welt - Ungleichheit, Gewalt, Ressourcenverbrauch, Egoismus, Gedankenlosigkeit. Er erklärt dies mit der ambivalenten Entwicklung des Menschen zwischen evolutionärem Erbe und kultureller Prägung.

Er hat dazu Quellen aus Psychologie, Sozialwissenschaften, Wirtschaft und Geschichte sorgfältig recherchiert, und er beschreibt anschaulich eigene Erfahrungen. Das Ganze hat er zu einem Gesamtbild verwoben, das es so noch nicht geben dürfte.

Das Werk ist keine Lektüre für zwischendurch oder eine halbstündige Bahnfahrt. Inhalt und Gedanken wollen erarbeitet werden. Wer sich hier durchbeißt, wird belohnt. Sie oder er wird sich in Debatten um die Vorrangigkeit von Ökonomie oder Ökologie, um die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Aufwachens, Nachdenkens und Veränderns künftig mit guten Argumenten behaupten können.

Bücher, deren Inhalt wir uns erarbeiten müssen, hinterlassen in der Regel die stärkste Wirkung in uns. Strauß' Verdienst ist es, die von ihm genutzten Informationen in einen sinnhaften Zusammenhang zu stellen und sie so für die Leserin/den Leser "handhabbar" zu machen.

Er entlarvt den Irrglauben an die Segnungen eines ungebremsten Wirtschaftswachstums und plädiert für mehr menschliche Begegnung. Neben eindringlichen Warnungen vor einem Weiter-so enthält das Buch vielfältige Anklänge an Strauß' Vision einer lebenswerten Zukunft. Wer es liest, wird sich schwerlich dem Sog entziehen können, sich damit auseinanderzusetzen - und eigene Gedanken und Ideen zu dieser Vision beizusteuern.



Stephan Haas, Diplom-Sozialwissenschaftler
11. April 2020

Die meisten Staaten unserer Welt bauen auf wirtschaftliches Wachstum, welches zumeist auf Konsum basiert. Dafür werden die natürlichen Ressourcen verbraucht: Je stärker das Wachstum, desto schneller erfolgt der Verbrauch. In einem begrenzten System wie unserem Heimatplaneten kann das nur eine gewisse Zeit funktionieren. Trotzdem erfolgt kein Umdenken im größeren Ausmaß, kein Systemwechsel. Warum das so ist und was dagegen getan werden kann, sind die zentralen Themen dieses Buches.

Der 1968 geborene Wahlberliner Strauß versucht "die komplexen Zusammenhänge zu schildern, die unser Leben und unsere Zukunft bestimmen." Der Ingenieur (!) folgt keinem der gängigen wirtschaftstheoretischen Ansätze oder einer politischen Ideologie, sondern trägt eine Unzahl von Belegen aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen zusammen. Dabei bleibt das Buch gut lesbar und seine Ausführungen werden durch diverse Beispiele nachvollziehbar. Auch wenn sicherlich einzelne Aspekte widerlegt werden können, ist der ideologiefreie, interdisziplinäre Ansatz erfrischend.

Das Sachbuch "Ende offen" verharrt nicht in der Bemängelung eines ärgerlichen und unbequemen Umstandes (die Ressourcen sind bald unwiderruflich verbraucht), sondern versucht die Hintergründe dessen zu erklären und zeigt konkrete Lösungsansätze auf. Im Bewusstsein, dass diese nicht alle angenehm sind, führt Peter Strauß aus, dass es keinen Sinn macht, eine unabwendbare Maßnahme nur deshalb nicht zu ergreifen, weil sie unpopulär ist und stattdessen lieber viel schwerwiegendere Konsequenzen zu tragen (Unbewohnbarkeit der Erde).

Das empfehlenswerte Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Frage, unter welchen Bedingungen ein Weiterleben des Homo Sapiens auf der Erde möglich ist. "Ende offen" ist eine gute Diskussionsgrundlage, welche unbedingt weitere Aufmerksamkeit verdient.



Jörn Baumann
15. März 2020

Die Geschichte der menschlichen Gemeinschaft von der Steinzeit bis in die Gegenwart, mit allen Fehlentwicklungen, Irrungen und Sackgassen. Warum sollte man sich dieses komplexe und teilweise auch frustrierende Thema in einem Buch vergegenwärtigen? Meine Antwort: weil es Spass machen kann, dabei voller Einsichten und Aha-Momente ist. Dem Autor gelingt es wie keinem anderen mir bekanntem Schriftsteller, anhand von Thesen und Beispielen uns die Augen zu öffnen, was bei uns falsch läuft und warum? Doch erst indem neue Modelle des Zusammenlebens aufgezeigt werden, entfaltet das Buch seinen vollen Nutzen für mich. Kritisieren ohne Alternativen aufzuzeigen können viele. Dieses Buch aber will einen an die Hand nehmen, zeigen, was man anders machen kann, jeder Einzelne für sich und die Gesellschaft als Ganzes, um sich auf den Weg zu machen in eine glücklichere, menschlichere und damit erfülltere Zukunft.



Anja Kath
07. März 2020

Das Buch ist sehr empfehlenswert … und … Achtung: es liest sich nicht einfach schnell weg: wer beim Lesebeginn eine leichte Lektüre erwartet, bitte das Buch nicht für immer zuklappen – wer durchhält wird belohnt.

Die Herleitungen von unserer Herkunft zum Jetzt – unterlegt mit Beispielen vom Autor – offenbaren mir Zusammenhänge auf unsere aktuelle Welt, die ich bisher in Gänze so nicht sah. "Unser Bewusstsein bestimmt unser Sein und damit unsere Zukunft" bringt den Inhalt auf den Punkt.
Die Originalausgabe ist als Paperback , Hardcover und E-Book bei tredition.de erhältlich.
Das Buch ist jetzt als Paperback, Hardcover und Ebook bei tredition.de erhältlich.
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